Flockentanz

So schwer fällt jeder Schritt auf weichem Grund,
versunken in den Schnee, der nächtens fiel,
der funkelnd in der frühen Morgenstund‘
auf schon verharschten Gründen fand sein Ziel.

Der Flocken Tanz im Nachtschein der Laternen,
die federleicht in Stille niedergehen,
scheint wie kristallner Glanz von fernen Sternen,
die sanft, vom Wind getragen und verwehen.

Durch Worte verbunden

Für die Festtage möchte ich mich verabschieden.

Ich danke Euch,
für Eure zahlreichen Besuche auf meinen Seiten
und die vielen wärmenden Kommentare.

Leider musste ich mich von einigen Lesern verabschieden,
die mir sehr ans Herz gewachsen waren.
Meine guten Gedanken gehen mit ihnen.

Ich wünsche allen ein besinnliches, frohes Weihnachtsfest.
‚Rutscht‘ bei guter Gesundheit ins neue Jahr.

Durch Worte verbunden, habt eine gesegnete Zeit!

For this year I would like to say goodbye.

I thank you
for your numerous visits on my pages
and the many warming comments.

Unfortunately, I had to say goodbye to some readers,
who had grown very close to my heart.
My good thoughts go with them.

I wish all of you a contemplative, Merry Christmas.
‚Slide‘ into the new year in good health.

Connected by words, have a blessed time!

Weihnachtstage

Jakub Schikaneder (1855-1924)
Wirf ab, Herz, was dich kränket
und was dein Sein beschwert.
Wenn sich der Tag versenket,
sei hell, ein warmer Herd.

Lass alle Sorgen fahren,
denn deiner Seele Flehen
soll in die Weihnachtstage
mit frommer Hoffnung gehen.

Nimm Finsternis und Mächten
ihr tiefes Dunkelsein,
und lad in heiligen Nächten
den Schöpfer selbst dir ein.

Dann hört man leis die Engel
durch unsere Fülle gehen,
bis sie im Stern-Gepränge
am lichten Himmel stehen.

Kaisertreue und 1. Weltkrieg

Weihnachten in den Kriegsjahren

Militär, Kaiser und 1. Weltkrieg
Auszug aus meinem Buch „Henriette Brey, Dichterin der Seele“

In der Dienstuniform des 1. Garderegiments zu Fuß mit Interimsfeldmarschallstab, machte er bei seiner Ankunft eine vorzügliche Figur. Wo immer der gerne reisende Kaiser Wilhelm II. erschien, erntete er Jubel, und die Bevölkerung empfing ihn mit Begeisterungsstürmen. An der euphorischen Menschenmenge vorbeischreitend, schien er den Beifall der Nationalen sichtlich zu genießen, die anschließend formulierten: „Jeder Zoll ein Kaiser!“ Die Männerwelt folgte ihrem Idol und machte gezwirbelte Schnurrbärte mit geschwungenen Spitzen zum damaligen Modeideal.

Der Plan, ein Denkmal Wilhelms des Großen auf dem Kleinen Markt in Geldern errichten zu lassen, welches im Rahmen einer Festveranstaltung feierlich enthüllt werden sollte, wurde im Laufe der Feierlichkeiten ausgeführt.

Nachdem Graf Hoensbroech ein Kaiserhoch ausgesprochen hatte, welches mit tausendfachem Echo von den Umstehenden erwidert wurde, spielte die Regimentskapelle die Nationalhymne. Unter Glockengeläut hoben sich nahezu 2000 Brieftauben in den blauen Niederrheinhimmel, um die Botschaft der Denkmalsenthüllung an alle umliegenden Orte zu tragen.  

Sechs Meter hoch ragte „der Heldenkaiser“ nun über dem Platz. Bereits ein Jahr später sollte die heimische Garnison an ihm vorbei in den Krieg ziehen.

Der Bürgermeister verabschiedete damals die abrückenden Soldaten feierlich, mit einer markigen, von Pathos strotzenden Ansprache. Die Pickelhauben glänzten und funkelten in der Augustsonne, als die Tausendschaft, begleitet von brausendem Jubel, zum Bahnhof marschierte. 

Schon bald verblutete in den Jahren 1914 bis 1918 die ganze Welt auf dem Feld der Ehre!

Der Kaiser war davon überzeugt, dass der Krieg von den Regierungen Russlands, Englands und Frankreichs geplant worden war, um Deutschlands Vormachtstellung zu vernichten. Als am 28. Juni 1914 der Erzherzog Franz Ferdinand und seine Gemahlin in Sarajevo einem Attentat zum Opfer fielen, formierten sich alle militärischen Kräfte im In- und Ausland.

Auf des Krieges vermeintlichen Segen, kraftvolle Begeisterung, Mut, Opferbereitschaft und Heldentum zu schaffen, folgten Tod, Elend, Leid und Hunger. Ein unsichtbarer Feind hatte sich in die Lager und Städte geschlichen: die Cholera. Not und Jammer schritten im Gefolge.

Tausendfache Opfer brachte der Krieg. Das Leben war ein Bangen um diejenigen, die in den ersten Reihen kämpften. Deutschland weinte um seine Söhne, um die in fremder Erde Begrabenen, um die vergeblich Zurückersehnten, die nie mehr heimkehren sollten. Würden die Wunden, die der Krieg geschlagen hatte, jemals wieder verheilen? Als die Kriegsgewitter die deutschen Gaue durchbrausten, die Männer zu ihren Waffen eilten, und die Zurückgebliebenen täglich um ihren Schutz beteten, gingen angstvoll sorgende, aber auch glücklich stolze Gedanken durch die Köpfe der wartenden Angehörigen.

Manch einer im Dorfe ging mit rot geweinten Augen umher, der sein Liebstes hatte im Feld lassen müssen. Der Himmel verlangte am Altar des Vaterlandes allzu oft das schwerste Opfer. Wenn man den einzigen Sohn hatte hergeben müssen, war das Herz voller Jammer. Die Leidtragenden schritten mit blassem Stolz, in schwarzen Gewändern umher und hoben sich die Tränen des Schmerzes für das Dunkel der Nacht auf. Man zeigte keine Tränen und ertrug sein Leid still und ergeben.   

Doch sehr viel leichter fiel es auch nicht, den verkrüppelten Sohn in die Arme zu schließen, der sein Bein oder seinen Arm für das Vaterland verloren hatte. Wem sollte der Bauer nun sein Erbe geben?

Alle saßen im gleichen Boot, denn fast jeder hatte einen seiner Lieben draußen im Feld. Wenn die Post einmal länger dauerte oder gar ausblieb, vermutete man sogleich das Schlimmste. Es ging ein Hoffen und Sorgen durch die Reihen, welches nicht nur alle Wartenden standesgleich machte, sondern sie einander menschlich nahebrachte. Jeder, ob Herr oder Knecht, arm oder reich, bangte um den Liebsten im Schützengraben.

Die Not der Zeit und die Liebe zum Vaterland brannten allen auf der Seele. Es galt als etwas Großartiges, gegen den Feind kämpfen zu können, und es war etwas Herrliches, die Heimat verteidigen zu dürfen. Man starb im Frieden mit Gott und opferte freudig sein Leben für die Heimaterde. Gestorben als Held und als Christ mit dem fest umklammerten Eisernen Kreuz in den blutigen Händen.   

Andachtsvolle Weihnachten

Vincenzo Irolli (1860-1949)
Weihnachtsfest, Zeit der Erinnerungen.
Früh lernten wir als Kinder diese Klänge,
wie schon die Alten hatten einst gesungen;
die Kirche war gefüllt bis in die ob’ren Ränge.

Das Orgelspiel klang feierlich und trug
den Ton der Flöten durch die Reihen.
Wir sangen Christ entgegen, frohgemut;
der Saal war ganz erfüllt von Glanz und Freuden.

Vor dem Altar sah ich die Englein schweben,
ich malte mir den Heiland, neu geboren.
Der Tag war mir ein himmlisches Erleben,
ich wurde aus dem Alltag fortgehoben.

Hell strahlend fiel herab der lichte Traum,
nahm mir die Sorgen fort und Nöte,
es streifte mich des Lichtgewandes Saum,
als wenn’s der ganzen Welt Erlösung böte.

Eisblumen

von Udo Jürgens

Text:

Ich war ein Kind und glaubte an Gespenster;
der Winter war ein eisiger Patron,
und er malte Blumen an mein Fenster,
manchmal träum‘ ich noch heut‘ davon.

Mal sah’n sie aus wie eine Rosenhecke,
mal wie Drachen aus dem Fabel-Land,
und dann kroch ich unter meine Decke,
und hielt den Teddy fest in meiner Hand.

Das ist ungezählte Winter,
ungezählte Jahre her,
und die Eisblumen am Fenster,
die blühen heut‘ nicht mehr.

Ich bin viel zu sehr erwachsen
und das Träumen fällt mir manchmal schwer,
denn die Eisblumen am Fenster,
die blühen heut‘ nicht mehr.

Und ein Schneemann stand in unser’m Garten,
der konnte mit mir reden, ist doch klar.
Half mir wie ein großer Freund beim Warten,
bis es Zeit für die Bescherung war.

Das Feuerwehrauto hab‘ ich gleich gesehen;
der Weihnachtsmann hat wirklich dran gedacht!
Ich nahm es mit ins Bett beim Schlafengehen,
und die Eisblumen haben uns bewacht.

Das ist ungezählte Winter,
ungezählte Jahre her,
und die Eisblumen am Fenster,
die blühen heut‘ nicht mehr.

Doch manchmal, wenn ich Kinder spielen seh‘
im Winterschnee, dann hab‘ ich das Gefühl,
die Eisblumen sind ganz in meiner Näh’
und ich kann sie sehen, wenn ich will!

Manchmal dauert’s viele Winter,
doch dann wird ein Traum von früher wahr,
und die Eisblumen am Fenster,
die sind dann wieder da.

Und die Wunder aus der Kindheit,
die sind auf einmal vorstellbar,
denn die Eisblumen am Fenster,
Die sind jetzt wieder da.

Der Weg der Pflicht

KI generiert mit Gemini
Schwer, wenn die Schritte vor Barrieren stehen
und jedes Denken schwächt das Weiterschreiten.
Gefahrlos sind die Wege kaum zu gehen,
zu undurchsichtig die Unwägbarkeiten.

Türmen Barrieren auf; der fremde Wille
beherrscht manch menschliches Geschick.
Dann wird zum Drahtseilakt die Tatenfülle,
jede Bewegung mahnt mit Todesblick.

Der Menschen Absicht ist mal gut, mal böse;
Bekriegen dient als Waffe und als Schutz.
All die Soldaten in dem Kriegsgetöse
sind auf dem Weg der Pflicht, die töten muss.

Marschieren durch die vielen Dornenranken,
den Stacheldraht, der keine Blüten trägt;
das Schlimmste dieser Welt sind die Gedanken,
wenn sie zum Schlachtfeld ziehn, das nie vergeht.

Die vielen Herrscher über Krieg und Frieden,
die nur befehlen und bequem aus ihren Sesseln
der Würde Unantastbarkeit verbiegen
und sie durch falsche Pflichten an sich fesseln.

Sind wie die Steine, kalt, mit leeren Worten,
wenn sie mit Eigenlob und Aberwitz berichten,
sie kümmert nicht die Schönheit mancher Orte,
die sie in ihrem Größenwahn vernichten.

Der Weg der Pflicht wird oft zum Überwinden,
wenn er der inneren Wahrheit nicht entspricht,
denn jeder Schritt wird dann zum Missempfinden,
fehlt es an Liebe und an Zuversicht.


Schnee

Werkstattmänner

Mein Vater und ich
Die Traumwelt schloss sich und die Nachtgespenster 
verteilten sich im Dunst des Morgengrauens;
sie klebten als Erinnerungsschwaden vor dem Fenster,
verloren sich am Fuß des Träumebaumes.

Durch trübe Scheiben ließ man mich erkennen,
was heute farblos und verwaschen scheint,
gegeißelt hab‘ ich meines Körpers Brennen,
mich ausgeschaltet, wenn die Seele weint.

Heut‘ denk‘ ich an des Vaters starke Arme,
wie sie mich manchmal schlugen, ohne Grund,
herzlos schien er, voll Wut, ohne Erbarmen,
als er mich fast erschlug zu jener Stund‘.

Erinnere mich an Mutters kalte Blicke,
ihr Schweigen, um dem Vater beizupflichten.
Zum Ausgleich all der blutigen Geschicke
vergab ich ihnen, duldend und nicht richtend.

Dann kam die Zeit, die nur dem Körper diente,
niemals der Seele, mitnichten dem Verstand.
Auswege, die ich mir selbst verminte;
der Schrei nach Liebe, die mich niemals fand.

Die vielen ‚Werkstattmänner‘, wie Maschinen,
die an mir schraubten, werkelten und gingen,
wie ich das Los zog, all die zu bedienen,
die mich benutzten, um mich zu verdingen.

Als Einverständnis haben’s alle aufgefasst,
weil ich geschwiegen habe, wie das Mädchen,
das sich gehorsam fügte, denn die alte Last
hing elternhörig am verbundenen Fädchen.

Längst sind sie fort, der Tod hat sie genommen.
Gedanken kreisen. War’s das, was ich wählte?
Bin ich auf diesem Lernpfad angekommen,
zu unterscheiden, was mich ständig quälte?

Zusammenfassung: Dieses Gedicht ist ein Zeugnis davon, wie Gewalt und Vernachlässigung eine Seele brechen und wie das antrainierte Schweigen ein Leben lang nachhallt. Es ist ein tief dunkler Text, aber das Niederschreiben dieser Dunkelheit ist an sich schon ein Akt der Selbstermächtigung und des Lichts.

Fest der Liebe

Bild von Sulamith Wülfing (1901-1989)
Als die Vögel weggezogen,
ist die Welt so still geworden.
Alles Laub liegt längst zu Boden,
der vom Regen vollgesogen.

So bizarr stehn jetzt die Bäume,
recken ihre nackten Zweige;
fühlen sich vom Wind gewogen,
bald stehn sie in weißem Kleide.

Nur der Sonne warmes Strahlen,
weckt das Leben in den Gliedern,
doch nur kurze Winterwärme
schönt die Kälte hin und wieder.

Und der Geist der Menschenkinder
grübelt oft in stillem Denken,
träumt und hofft, erinnert sich,
wie es war, das Freudeschenken

unter wurzelfreien Bäumen,
die man schonungslos geschlagen,
schmückte und sie lichtbehangen,
präsentiert an Weihnachtstagen.

Wenn die Kinderaugen funkeln,
die Erwachsenen Lieder singen,
feine Plätzchen backen, naschen,
und sich freuen an all den Dingen,

dann ist Wärme in den Stuben,
jede Sorge winzig klein;
denn das Christkind in den Herzen
lässt im Hause Liebe sein.