Schicksalsmelodie

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Wie eine Weise tönt das Leben,
mit Noten, die das Schicksal schreibt;
mal leicht in Dur, mal klingt‘s daneben
in Moll, was trüb im Herzen bleibt.

Der eignen Melodie zu lauschen,
düster und hell, mal mit Gesang,
ist wie das heimatliche Rauschen
der stolzen Bäume Blätterklang.

Es geht ein wunderbares Scheinen
vom andachtsvollen Ton und Klang,
will all das Kolorit vereinen,
das disharmonisch nicht gelang.

Das, was uns ‚zu-fällt‘ kommt von oben,
als Resonanz auf all die Laute,
die, aus der Harmonie geflogen,
mit Missklang einst die Zukunft bauten.

Tanzt zu den reinen, klaren Tönen,
bereinigt manchen Halbton-Klang,
Empfindung wird alsdann verschönen,
wohl temperiert, den Lebensgang.

Länder ohne Frieden

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Länder ohne Frieden, ausgebombt die Dächer, offen und zerstört die Mauern.

Frühling kam, drängt stürmisch durch die kalten Wände; wo es grünen sollte, liegen Häuserfronten, Steine, Eisen.

Werden irgendwo durch diesen Schutt die Blüten steigen?

Dort, wo das bröckelnde Gestein über gebrochenen Balken die Toten begräbt, dort ist das österliche Licht erloschen, bluten die gegeißelten Wunden.

Ausgeharrt die Wenigen, die den Strahl des Zukunftsglaubens empfingen, ihn immer noch durch die sterbende Stadt tragen und mit verschleierter Sicht auf Erlösung hoffen.

Seht nicht auf die Einsamkeit des Ortes, auf den Ursprung der Tat. Schaut auf den nächtlichen Himmel; seht die Sterne, die auch über den Wüsten die Welt mit ihrem Schein bezaubern.

Seht, es ist der Mensch, der die Erde bedeckt durch den eigenen Schatten!

Wann ist’s genug? Unzählig sind Menschen gestorben. Mitten im Leben gefällt durch die Hand des Nächsten, aus Willkür, Hass und Diktat, wie blühende Bäume gestürzt. Frevel ist es, wenn menschliches Geheiß uns zu morden gebietet, wenn die Not uns befiehlt zu töten, was wir lieben könnten – unseren Nächsten.

So ragen die Stämme der Bäume zerschossen aus dem Schutt der Gemäuer, wo sie ihre blühenden Kronen verloren. Bis zuletzt mit erhobenen Häuptern, wie die gefallenen Kämpfer es taten. Sie sind untergegangen, wie die Sterne, die trotzdem am Himmel sichtbar bleiben.

Über den Ruinen liegt eine verschleierte Schönheit, und in Fenstern, die keine Scheiben mehr tragen, taucht fahles Mondlicht die Nacht in Vergessen.

Der Erinnerung Blüten winden sich zum Kranz, legen Segen in die Herzen, die vergehen.

Morsch und leer sind die Ruhmeshallen! Denn darin welkt der Duft des Todes und der großen Einsamkeit.

Muss Sterbliches gehen, wo Er seinen Blick erhebt?
Seht: Er richtet nur unsere Schatten, trägt sie ins Licht!

Rausch und Leidenschaft

Károly Brocky, or Charles Brocky (1808-1855)
Leidenschaft lässt sich kaum lenken! -
Widerstrebend ist das Fühlen,
wenn im Taumel des Genusses
heiße Triebe unterkühlen.

Unbefriedigt bleibt die Seele
brennend in des Geistes Lähmung,
hemmt die Leistung des Verstandes,
macht aus purer Lust Beschämung.

Tödlich leer verbleibt die Kühle -
unbedeckt lag das Verlangen,
offenbarte Rausch und Schwüle,
die im Hin und Her verfangen.

Quälend, die Unwägbarkeiten,
schwer voraussehbar das Bangen,
nicht in rauschbefreiten Zeiten
inneren Frieden zu erlangen. 

Einsamkeit und stille werden
im Verstehen und im Handeln,
wird mit ruhiger Hand auf Erden
jeden Trieb des Rausches wandeln. 

Nach Golgatha folgt Ostern

Gethsemane – Carl Heinrich Bloch (1834-1890)
Wie Tentakel saugt es leer die Welt -
Böses hält sie fest in ihren Fängen;
hoffnungslos scheint es um sie bestellt,
blutleer wird sie sein, nach Opfergängen.

Und das sieche Volk schwimmt obenauf,
ausgebeutet durch Vampire dieser Zeit;
taumeln in den Sumpf im Todeslauf,
und das Leben trägt ein Trauerkleid.  

Sind’s die letzten Phasen eines Niedergangs,
sind es letzte Zuckungen der kranken Welt?
Gibt es noch Genesung nach dem Gang
oder ist ihr Todeskampf bestellt?

Lichtgestalt – der Geist, der nie vergeht -
wandelst du noch heute durch die Reihen?
Der vor Gütigen und Reinen steht,
gib den düsteren Stirnen ein Verzeihen!

„Menetekel“ wird als Warnung offenbar,
übersättigt nagt der Hungerschrei,
denn das Unglück dieser Welt ist nah –
Göttlichkeit und Liebe steh‘ uns bei!

Ernte des Lebens

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So, wie ein Landwirt sein - ein Feld bebauen,
es fruchtbar machen, räumen Stein für Stein,
dem Wind, der Sonne und sich selber trauen,
zum Himmel schauen und geerdet sein.

So viele Ackerfelder, die als Brachland liegen,
das ungenutzt unter den Steinen ruht -
sie fortzuräumen und mit neuen Trieben
das Feld bebauen, liebevoll und gut.

Ein guter Same soll auf Äcker fallen,
die wohl besät im Sonnenlicht entstehen,
mit Wind und Regen aus den Himmelshallen
werden sie erntereich zum Ziele gehn.

Idee und Erkenntnis

Das Hirn ist wie ein Pool der Fragen,
in den Ideen und Erkenntnis fließen,
die aus dem Urgrund sich ergießen
und darauf drängen, sich zu offenbaren. 

Die Zeit ist reif für neue Dimensionen,
für neue Energie und Wissenschaft.
Verbunden sind die Kräfte - zauberhaft,
die weltweit in den klugen Köpfen wohnen. 

Gefaltet sind die Flügel der Gedanken,
schwer hängt die Furcht am Menschenkleid.
Entschwebt nun mutig in die neue Zeit,
entdeckt die Rosen unter Dornenranken!

Seelenfeind

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Seeleneinsamkeit und Leere, 
sind die Hintergründe manches lachenden Gesichts;
nur Fassade – weinen in sich manche Zähre, 
doch die Welt erkennt es nicht.

Herzenskaltes Selbstvergnügen,
Abgeschiedenheit, die Mittelmäßigkeit verdeckt,
selbstverliebt sind ihre kalten Züge,
stolz darauf, was viele andere schreckt. 

Menschenfeinde sind die Vielzuvielen,
die die Meinung anderer nicht hören;
die dem Chaos angehören, Bösem dienen,
und den größten Feind, sich selbst, dabei zerstören.

Seelentod durch solche Traurigkeiten,
jene Einsamkeit, die traurigste von allen:
die das Du der Mitmenschen verneinten
und im Egoismus liebesleer zerfallen. 

Die Vertriebenen

Die Vertriebenen – Erik Ludvig Henningsen (1855-1930)
Aus dem Haus getrieben,
wo sie lange wohnten,
zwangsgeräumt und arm, in heller Not;
alle Lebenswege, die gewohnten,
abgeschnitten, wie ein Stückchen Brot.

Was geblieben, sind die Sachen,
die erbärmlichen Habseligkeiten;
ihre Kinder weinen - Fremde lachen,
die am Straßenrand den Rauswurf feiern.  

Ihre Hoffnung treibt sie durch die Straßen,
fest verzurrt mit einem kleinen Strick,
ist das wenige, das sie besaßen
und vom Nötigen doch nur ein Stück.

Freunde, die sie kannten, sind vertrieben,
und allein im Paragraphenwald
werden sie aus ihrer Stadt getrieben,
und der Abend dämmert doch schon bald. 

Frierend ziehn sie ihren Karren,
mit der letzten Kraft, die ihnen blieb,
und schon lange drückt ihr leerer Magen,
doch es treibt der Selbsterhaltungstrieb.  

Schritt für Schritt ziehn sie des Weges,
und der Horizont verliert ihr Bild. -
Sind wir alle nicht wie sie vertrieben,
auf dem dunklen Weg zum Zukunftsbild?

Wunderland

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Wunderland ist diese Welt,
magisch, wie Märchenfeen,
in der ein Zauber uns erhellt,
mit stetem Vorwärtsgehen. 

Unendlich sucht die Ewigkeit
in Träume einzuweben,
sie trägt uns bis zum Rand der Zeit,
in der wir sterbend leben. 

Das Morgenrot besiegt die Nacht -
ich hör‘ sie singend schwinden;
mit neuer Lebenszauber-Macht
wird uns die Zukunft finden. 

Durch einen Zauberstab erweckt,
wo Wünsche Sterne sprühen,
wird Geisteskraft, die in uns steckt,
mit neuem Leben blühen. 

Gegen den Strom

Foto: Max Steinwald – Quelle: Pinterest

Wie ein Fels in starker Brandung,
gegen den die Flut zerschellt,
steht allein in schwerem Ringen
mancher Gang der Menschenwelt.

Decken zu die Not in Schweigen,
blutend, in der Schlacht allein;
müssen Tag und Nacht erkämpfen,
um des Lebens Herr zu sein.

Oft ganz jammervoll ergeben
sind sie von Verzweiflung blind,
sehen nicht, dass sie, nach Regen,
sonnenwarm beschienen sind.

Fühlen nicht die Kraft des Willens,
die sie trägt, mit ihr die Last,
die sie mit Gelassenheit
und beruhigt im Lauf erfasst.

Gott wägt nicht die irdischen Dinge,
die uns mit Erfolg gekrönt,
wertet nur das schwere Ringen,
das die Lebenskraft verschönt.

Stark wird des Bewusstseins ‚Tugend‘,
die in dunkler Zeit erwacht;
sieht die vollen Segensschalen,
die Gott bringt uns in der Nacht.