Nebelbilder steigen aus den Wiesen, treiben über strauchverhangene Klüfte, tanzen, - wie auf unsichtbaren Füßen, ziehen sie durch kühle Frühlingslüfte. Über Wald und Heide klingt ein Lied, wie von tausend Federschwingen; im noch zart erwachten Sonnenlicht hört man‘s zwitschern, rufen, singen. Alte Bäume, wie sie schweigen! - Noch hört man kein Blätterrauschen. Nach des Winters rauem Treiben, gibt’s schon bald ein Kleidertauschen. Knospen grünen an den Zweigen, deren Nacktheit zart bedeckend, und die ersten Blüten zeigen sich dazwischen, an den Hecken. Droben ziehn die weißen Wolken über bunten Frühlingswiesen, auf dem Dach erzählt die Amsel, will den stillen Tag begrüßen. Singt die halbvergessenen Lieder, dringen tief in unsere Seele – jedes Jahr erklingt es wieder, aus des wilden Vogels Kehle!
Schlagwort: Frühling
Ernte des Lebens
So, wie ein Landwirt sein - ein Feld bebauen, es fruchtbar machen, räumen Stein für Stein, dem Wind, der Sonne und sich selber trauen, zum Himmel schauen und geerdet sein. So viele Ackerfelder, die als Brachland liegen, das ungenutzt unter den Steinen ruht - sie fortzuräumen und mit neuen Trieben das Feld bebauen, liebevoll und gut. Ein guter Same soll auf Äcker fallen, die wohl besät im Sonnenlicht entstehen, mit Wind und Regen aus den Himmelshallen werden sie erntereich zum Ziele gehn.
Neuland
Gebunden ist manch Land, gar regungslos im Handeln, es macht sich frei, dort neu, wo Leben lenkbar ist. Um sich zu öffnen, Falsches umzuwandeln, verlangen altgewohnte Muster Lösungsfrist. Der Wohlstand wird zum Hochmut und das Werden ein Akt von neuem Sklaventum; frei ist das Land durch wahre Helfer, gottestreu auf Erden, beherrschen alle Wildheit durch Verstand. Nicht Brücken bauen über wilde Fluten, sondern zur Selbsterlösung, aller Freiheit Mühe. Schenkt Friedensblumen ängstlichen Rekruten, zeigt ihnen Schönheit frei gewachsner Blühte. Wie die Gedanken, die man nicht bezwingt, hat jede Seele ihres Denkens Garten. Ein Land, das demutsvoll von neuem Frühling singt, dienend dem Ganzen darf es ihn erwarten.
Fernes Leuchten
Oft kreisen die Gedanken wie Planeten, um einen Mittelpunkt, der strahlt im Licht;
manchmal lässt uns der Geist um Wahrheit beten, denn wir erkennen Gut und Böse nicht.
Der Kosmos ist so groß, der in uns klein und jeder Stern ist wieder eine eigne Welt –
vielleicht ist schon sein Licht Vergangenheit, aus einer Zeit, die nicht mehr zählt.
Zuweilen staunen wir, wenn jeder Stern am dunklen Himmelszelt, sein Leuchten schenkt,
doch wir vergessen ihn in heller Welt, wenn unser Geist an andere Ziele denkt.
Im Frühling werden an den Zweigen Knospen sprießen, als ob sie neu geboren sind;
unzählig wird sich Blütenpracht ergießen und kurz gelebt, verwehen mit dem Wind.
Auch diese Zeit verweht. Ihr folgen, die einst neu geboren, blühen und vergehen;
der Kosmos ist so groß und wir in ihm verloren – wir können nur den kleinen Teil verstehen,
der sichtbar ist und unseren Blick erhellt, nicht was im Dunkeln liegt und außer Sicht.
Gerüstet schon, mit Wonne zu erblühen, ist die Natur im hellen Frühjahrslicht.
Frühlingsahnung
Schon macht der Lenz die Flügel weit und jagt davon in starkem Sturmwind Reigen, in kühler Luft vergeht die Winterzeit, und erste Wärme lässt die Knospen treiben. Noch sitzt die Sonne fern im Haus der Schatten und Himmelsbläue ist im Grau verhangen; bald wird im Festtagskleid sie die Natur begatten und jedes Samens Geist ans Licht gelangen. Die alten Bäume beugen sich im Winde, wie im Spalier bereiten sie den Weg, und die Natur, sie singt dem neuen Kinde ein Lied, das nur der Ewige Geist versteht.
Nicht alle Schmerzen sind heilbar
Nicht alle Schmerzen sind heilbar, denn manche schleichen sich tiefer und tiefer ins Herz hinein, und während Tage und Jahre verstreichen, werden sie Stein. Du sprichst und lachst, wie wenn nichts wäre, sie scheinen zerronnen wie Schaum. Doch du spürst ihre lastende Schwere bis in den Traum. Der Frühling kommt wieder mit Wärme und Helle, die Welt wird ein Blütenmeer. Aber in meinem Herzen ist eine Stelle, da blüht nichts mehr.
Blütenzweige
Sonne, hinter den Wolken versteckt - die den Himmel leuchtend erhellt, wenn sie hervortritt, die dunkel verdeckt, löscht sie die Tränen der Welt. Zweige, die prächtig im Lichte erstrahlen, wenn tausend Blüten entstehen, wie sie im Sonnenlicht weiß übermalen, was bisher nur grün war zu sehen. Zartheit der Blüten – zerbrechlich und schön, flüchtig, wie Federn im Wind; im Luftzug ist es um sie geschehen, sie folgen dem ‚himmlischen Kind‘. So viele Blüten schweben dahin, bevor sie in Frucht stehn, zerfallen; nur die Erinnerung bleibt uns im Sinn: sie opfern ihr Dasein uns allen.
Bitte um Leben
Herrgott, halte Deine Hände über alle Not auf Erden, lass‘ auf eingestürzten Wänden wieder neues Leben werden! Hoffnung, unter Schutt begraben, wo das Haus stand, das geliebte. Trümmer, wo die Menschen starben und ihr Schicksal sie besiegte. Bald schon wird es Blüten schneien, die aufs Erdengrau sich gießen; lachend werden Seelen sein, die das Schattental verließen. Kahle Büsche, Spitzen schimmern - Welt wird grün in altem Lauf. Sonne wärmt im Frühjahrsflimmer kalte Erdenschollen auf. Linder Frühling, komm‘ mit Leben, schenk der Menschheit Sinn und Glanz, offenbar‘ im Aufwärtsstreben jeder Blüte, Weihetanz. Auch, wenn starke Winde knicken vieles im Vorüberwehen, Schöpfergeist im Sturm zu schicken, lässt das Brachland auferstehen.
Am Wege
Die alte Weide treibt in ihren Ruten die neuen Blätter, himmelwärts, zum Licht. Sie spiegelt sich verzerrt in ruhigen Fluten des Baches Lauf und fließend Angesicht. Die hellen Birken nässen ihre Zweige im Morgentau und wiegen sanft im Wind; bald stehn sie da, in neuem Frühlingskleide, die Krone tragend, weil sie Königinnen sind. Die Bäume öffnen sehnsuchtsvoll die Lüster - ein rechter Ort zum nächsten Nesterbau. Ein Rascheln - heimlich geht ein Flüstern durch alle Welt von Baum und Wiesentau. Der erste Löwenzahn ist gelb erblühet, mit weißen Gänseblümchen ringsumher, die Vögel sind in aller Herrgottsfrühe dem blauen Himmel nah, im Sonnenmeer. Im Frühlicht möcht‘ ich stehen, bei den Bäumen, und Deinen heil’gen Atem spüren. Fühl‘ Dich in jedem Lächeln, jedem Träumen; auf allen Wegen wirst Du mich berühren.
Sonnenwelt
Du, Frühling, der die Welt belebt, lass blühen, was blühen will! Wo Gottes Geist aufsteigend weht, dort steht der Winter still. Treib Fruchtbarkeit in Raum und Zeit, blas' Tod und Kälte fort. Erwacht im Licht - empfangsbereit ist der verschlossene Ort. Wie Sand, bleibt unfruchtbar zurück, was Kälte dunkel hält. Lass wachsen in dir, zeitentrückt, die lichte Sonnenwelt.