Fernes Leuchten

Oft kreisen die Gedanken wie Planeten, um einen Mittelpunkt, der strahlt im Licht;
manchmal lässt uns der Geist um Wahrheit beten, denn wir erkennen Gut und Böse nicht.

Der Kosmos ist so groß, der in uns klein und jeder Stern ist wieder eine eigne Welt –
vielleicht ist schon sein Licht Vergangenheit, aus einer Zeit, die nicht mehr zählt.

Zuweilen staunen wir, wenn jeder Stern am dunklen Himmelszelt, sein Leuchten schenkt,
doch wir vergessen ihn in heller Welt, wenn unser Geist an andere Ziele denkt.

Im Frühling werden an den Zweigen Knospen sprießen, als ob sie neu geboren sind;
unzählig wird sich Blütenpracht ergießen und kurz gelebt, verwehen mit dem Wind.

Auch diese Zeit verweht. Ihr folgen, die einst neu geboren, blühen und vergehen;
der Kosmos ist so groß und wir in ihm verloren – wir können nur den kleinen Teil verstehen,

der sichtbar ist und unseren Blick erhellt, nicht was im Dunkeln liegt und außer Sicht.
Gerüstet schon, mit Wonne zu erblühen, ist die Natur im hellen Frühjahrslicht.

Die Welt erwacht

Bild von My pictures are CC0. When doing composings: auf Pixabay

Es kämpft die Stille gegen ferne Stimmen,
verklingen leise, wie vergangne Nacht.
Der Wind hob an ein letztes Singen;
die Frühe hat ein Leuchten uns gebracht.

Lässt graue Dissonanzen höher klingen,
dass jeder Ton am lichten Fest
in Dur verwandelt, alles Moll der Dinge,
wie Glockenläuten klingen lässt.

Die Welt erwacht und Regenbogen-Fahnen
weh’n auf der Brücke, die zum Himmel führt,
so bunt und freudig; lässt das Ziel erahnen,
das Mensch und Tier seit Ewigkeit berührt.

Wir gehn und sehen nur das Dunkel,
manch‘ helles Leuchten sehn wir nicht,
wie über uns das Sternenfunkeln,
doch ist es bei uns, bis das Auge bricht.

Heiliger Geist

Quelle: Pinterest
Wo immer es Leben gibt, entsteht es aus Geist,
eine Kraft, die auf den Ursprung im Göttlichen weist;
wo immer es Geist gibt, gibt es auch Leben -
der Körper sein Werkzeug, von Kräften umgeben,

ist nur ein Haus, das vom Geiste beseelt,
Energie, die im embryonalen Keim entsteht. 
Diesem Geist erlauben, sich in Kraft zu erheben,
ihr im göttlichen Sinn Bedeutung zu geben.

Die schwersten Aufgaben still zu erfüllen,
sein Haus in das Licht der Wahrheit hüllen.
Erkenntniswege im Dunkeln erhellen,
im Lichthaus den Geist in die Fenster stellen. 

Sorgen, Ängste und Furcht zu verbannen,
als Mensch triumphieren und Sinn zu erlangen;
im Tempel des Körpers, in dem er nur Gast,
wie ein Mieter, mit der Reinheit des Hauses befasst. 

Teil der unendlichen Schöpfung zu werden,
als Anteil von Gott an Prozessen auf Erden.
Nach der Quelle des ewigen Seins zu streben,
aus ihr zu trinken, mit dem Willen zu geben. 

Die Hochzeit des Lebens öffnet die Tür,
folgend dem Willen - macht aus Übung die Kür.
Der Geist, der im Menschen berufen, erwacht,
geht hindurch und hat Schritte nach Hause gemacht.

Sonnenferne Zeiten

Peder Mørk Mønsted (1859-1941)
Die Morgensonne färbt die Welt in Licht,
wenn sie erneut durch dichte Wolken bricht.
Vertreibt die Nachtgestalt am Horizont,
bringt warme Farben, die das Leben sonnt.

Wie Sonne sich die Wege gülden malt,
den Herbst mit sanftem Glanz bestrahlt,
so wird die Welt in sonnenfernen Zeiten,
auf malerischen Strahlen durch die Kühle gleiten.

Gesegnet sinkt die Stunde uns hernieder,
in der wir müde, und wir ruhen wieder,
bis wir die Welt mit hellen Augen sehen,
im Lebenskreislauf wiederauferstehen. 

Wie auf Wolken

Quelle: Pinterest
Wenn sich auch Wolken vor die Sonne schieben,
durchdringend ist des Lichtes Kraft,
die Nebel werden fortgetrieben,
es bleibt, was ewig Leuchten schafft.

Steig auf zum sonnbeglänzten Meer,
lass alle Nebelwolken ziehen,
dann wird dein Blick, von oben her,
die Erde ungetrübt besehen. 

Gib deiner Seele weißen Glanz,
lass sie mit klarem Weitblick sehn,
schenk dich dem hohen Lichte ganz,
dann wirst du wie auf Wolken gehn.

Der Baum

Bild von RegalShave auf Pixabay
streckt weit zum Himmel seine Äste,
als wolle er das Wolkentreiben spüren,
um der Natur, gleich einer Ballerinen-Geste,
den Tanz auf Zehenspitzen vorzuführen.
 
Er neigt sich, wiegt sich,
folgt dem Takt des Windes,
verankert mit den wurzelfesten Streben,
wild, mit dem ungestümen Geist des Kindes,
erfasst von Böen und Sturm,
Zeit seines Lebens.
 
Noch hält er stand
und trotzt der Witterungen Launen,
die Ringe seiner Jahre ziehn durchs Holz.
Noch sehn die Menschen zu ihm auf und staunen,
durchlebt kraftvoll die Jahre, ohne Stolz. 

Ihn kümmert nicht der Schatten seiner Krone,
wie sie Figuren auf den Boden malt,
er zollt sein Wachstum nur dem Gott zum Lohne
und wird mit Sonnenschein und Licht bezahlt. 

Frühlingskränze

Wie Wolken ziehen,
gehen hin die Tage,
nur geliehen
ist die Lebensgabe,
will vollzogen sein in hohem Sinn.

Trag dein Lebenslicht und scheine,
geb der Welt die Klarheit
und das Reine,
bring die Mattigkeit zum Glänzen,
bind den Sonnenschein
zu Frühlingskränzen.

Liebe auf Erden

In der Stille flackern alle Kerzen,
bringen schimmernd Sonne in die Zeit.
Tragen Liebe in die müden Herzen,
Öffnen Geist und die Begrenztheit weit.

Die verschlossne Türe jenseits unsrer Sinne,
öffnet sich und lässt den Himmel spüren.
Alle Engel stehn seit dem Beginne,
heben Liebe durch die Himmelstüren.

So erhoben von der kalten Erde
wandelt sich die Kraft des Denkens.
Wo einst Steine waren, Leben werde!
So ist Gott der Geber und Beschenkte.

Blaue Seide

Quelle: Pixelio.de

Die grau verhangenen Tage,
liegen auf einer Bahre
aus dunkler Wolkenlast.

Sie tragen unsere Tränen
in unsichtbaren Kähnen,
bis sie vom Licht erfasst.

Die Wolken ziehn am Himmel,
sind dort wie weiße Schimmel,
und haben niemals Ruh.

Eilen zu fernen Gluten,
wie stolz geschmückte Stuten,
vergehen dort im Nu.

Ein Lächeln kann verklären,
die Erdenlast nicht mehren,
das Leid verglüht im Glast.

Dann wird zu blauer Seide
dein Himmel, dir zur Freude,
die Erde eine Rast.

Bis uns das Licht der Ferne,
im Glanz der trauten Sterne,
zum letzten Mal verblasst.

Der Engel

Fraktale: Karin M.

Im Glitzerkleid sah ich den Engel fliegen,
wie tausend Glühwürmchen im Abendfrieden.

Ich sah ihn im Prunkgewand alter Romanzen,
wie Meteoriten, glühend, um Monde tanzen.

Es entstanden im Klang, wie von Tamburinen,
gold-strahlende Himmel mit Baldachinen.

Ein kraftvolles Wesen, wie ein Atom,
verbunden mit des Schöpfers ewigem Strom.

Der Cherub schwebt schweigend am Himmelsort,
wie mit glühendem Schweif – dann ist er fort.

Doch ließ er der Welt goldne Träume hier,
Sternschnuppen Wünsche erfüllen sich ihr.